Babyblues, Wochenbettdepression, die totale Überforderung… Du bist müde, hast Angst und überhaupt gerade keine Ahnung, wie du das alles hinbekommen sollst? Keine Sorge, du bist nicht allein.
Ein neues Leben entsteht – und das im doppelten Sinn: für das Neugeborene und für die Eltern. Es ist gut, dass eine Schwangerschaft neun Monate dauert, denn diese Zeit braucht man tatsächlich, um sich auf die neue Situation einzustellen. Doch was dann kam zeigte mir, dass ich so unvorbereitet war wie man nur sein kann. Aber fangen wir von vorn an: Meine Schwangerschaft war im Grunde bilderbuchmäßig. Es ging mir bis auf ein paar kleinere Wehwehchen und den Verzicht auf Carpaccio wirklich blendend und dass ich schwanger bin, sah man mir eigentlich bis zuletzt nur von der Seite an. Die ganze Schwangerschaft über konzentrierte ich mich vor allem auf die Geburtsvorbereitung. Ich dachte, wenn das geschafft ist, läuft der Rest von selbst. 4 Wochen nach der Geburt fragte ich mich wie es sein kann, dass die Menschheit noch nicht ausgestorben ist. Ich war überzeugt davon, dass jeder, der behauptete Kinder seien das schönste auf der Welt, sich und anderen das nur deshalb einredete, weil es schließlich kein Zurück mehr gibt. Hallo Wochenbettdepression und Baby Blues!
Unsere Hebamme sagte, im Wochenbett sind die Mamas die Königinnen, das klang eigentlich ganz nach meinem Geschmack. In der Realität musste mein Verlobter eine Woche nach der Geburt wieder arbeiten und überließ die Königin ihrem Schicksal. Natürlich, so dramatisch war es nicht, es fühlte sich nur so an. Wer dann eine liebe Mama, Schwiegermama oder Nachbarn hat, der ist gesegnet und darauf konnte auch ich mich glücklicherweise verlassen. Im Nachhinein ist es schwer nachvollziehbar, wie man es nicht schaffen kann, Essen oder die Wäsche zu machen, wenn doch das Baby ohnehin den halben Tag schläft. Aber: Is so.
Nach ersten Pipettenfütter-Erfahrungen, schlaflosen Winternächten und einer von der Hebamme verhängten mehrwöchigen Ausgangssperre fragte ich in einem (besonders) schwachen Moment meine Hebamme am Wickeltisch:
„Ist das nun mein Leben?“
Und sie zeigte – vielleicht sogar das einzige Mal in den zahlreichen, exakt gestoppten weil von der Kasse bezahlten, Stunden – Empathie. Sie sagte: Es wird besser. Und es wurde besser. Ich kann sagen, es wurde sogar wunderschön. Die Geburt eines Kindes ist ein massiver Einschnitt in unser Leben. Und gerade, wenn sich dieses zuvor sehr selbstbestimmt und frei gestaltet hat, kann einen das schon ganz schön aus dem Konzept bringen. Gesammelte Gedankenwerke und welche Erkenntnisse ich – mit etwas Abstand – daraus gezogen habe? Meine Tipps gegen den Babyblues und für eine harmonische Anfangszeit mit Kind:
„Ich bin heute wieder zu nichts gekommen“.
Na und? Besonders frischgebackene Mütter und Väter müssen verstehen, dass sich um das neu entstandene Leben zu kümmern alles sein sollte, was man zu erledigen hat. Oder gibt es wirklich etwas, das essenzieller und wichtiger sein könnte? Wer das denkt, muss umdenken oder sich einfach mal locker machen und einen Kaffee (ja, mit Koffein) in der Sonne schlürfen, das hilft ungemein.
„Geht das denn nur mir so?“
Irgendwie sind alle anderen Mamas (oder Papas) viel selbstständiger, ausgeschlafener, entspannter, informierter, besser gelaunt…? Ja klar, seltsam nur, dass das allen so geht. Jeder von uns hat gute und schlechte Tage genauso wie unsere kleinen Lieblinge. Man muss es nehmen und annehmen wie es kommt und ist. Alles andere ist verschwendete Energie.
„War das alles die richtige Entscheidung?“
Darf man so etwas denn überhaupt denken? Ja, es ist in Ordnung, sich diese Frage zu stellen. Deshalb liebt Ihr Euer Kind nicht weniger. Im Gegenteil, es zeigt doch nur, dass Ihr alles richtig machen möchtet und nicht sicher seid, ob Ihr der Sache gewachsen seid. Das Gute: Absolut niemand ist das. Und alle die Liebe und Zeit, die man investiert, kommt zurück – später, dann…
„Warum sieht mein Bauch so aus, als wäre noch ein zweites Kind darin?“
Ok, manche Frauen nutzen die Schwangerschaft als Freischein für figurliche Entgleisungen… aber: Der Körper braucht 9 Monate, um sich auf die Geburt vorzubereiten und genau so lange braucht er, um sich wieder zu erholen. Gebt Euch die Zeit. Rückbildungsgymnastik ist wichtig, Krafttraining und Marathons eher nicht.
„Wickeln, füttern, spazieren… wo ist das Ende der Dauerschleife?“
Es gibt Tage, da erscheinen Minuten wie Stunden und die Krabbeldecke fällt einem ordentlich auf den Kopf. Das gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Plant eure Woche, meldet euch zu Kursen an, verabredet euch zu Spaziergängen und lasst euch nicht abhalten vom Risiko, in der Öffentlichkeit stillen oder wickeln zu müssen. Ihr werdet sehen, es interessiert überhaupt keinen. Und wer immer direkt vor dem Ausflugs füttert, kann im Zweifelsfall einige entspannte Stunden mit einem schlafenden Kind verbringen.
Also freut euch über dieses kleine große Glück seid dankbar und zuversichtlich. Alles wird gut 🙂 … und wenn man die Augen schließt, klingt Regen ein bisschen wie Applaus.